Dr. Julia Hahmann

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Projekte

Unterstützte Vergemeinschaftung in Institutionen des Alterns am Beispiel des US-amerikanischen Kontexts (April 2014 bis April 2015)

Die Erforschung von Vergemeinschaftung -hier verstanden als ausreichend hohe Anzahl befriedigender zwischenmenschlicher Interaktionen, die auf “[.] subjektiv gefühlter (affektueller oder traditionaler) Zusammengehörigkeit […] (Weber 1922)” beruhen – hat eine lange soziologische Tradition und bestimmt in diversen Ausprägungen auch die heutige sozialwissenschaftliche Forschungslandschaft. So interessiert sich beispielsweise die Alternssoziologie für die Vergesellschaftung und Vergemeinschaftung von Individuen nach Austritt aus dem Erwerbsleben (Kohli und Künemund 2013). Fragen der sozialen Integration auf Individual- und der Kohäsion oder sozialen Ordnung auf der Aggregatsebene lassen sich dabei nicht nur aus einem allgemeinen Interesse heraus ableiten, wie sie beispielsweise in der Soziologie über Jahrhunderte hinweg thematisiert werden und in Konzepten von der “community lost” (Wirth 1938: 12) zur “community without propinquity” (Wellman 1979: 376f.), also (möglicherweise) global angelegten sozialen Netzwerken, die – so die Analyse – typisch seien für posttraditionale Gemeinschaften (Hitzler et al. 2008). Die Einbindung in soziale Beziehungen ist insbesondere relevant, weil die Ausstattung mit sozialen Beziehungen die Bereitstellung von zufrieden stellender Interaktion und informellen Unterstützungsleistungen befördert.

Die veränderten partnerschaftlichen Strukturen, die als Alternativen zur lebenslangen Ehe entstehen, führen zu einer teilweisen Pluralisierung familiärer Strukturen in Stief-, Patchwork- oder Alleinerziehendenfamilien, die in mono- oder bifokalen Haushalten verortet sind (Wagner und Franzmann 2000). Unter den Bedingungen des demographischen Wandels resultiert dies möglicherweise in einer zunehmenden Anzahl alleinlebender älterer Menschen, deren primärer Ort der “Vergemeinschaftung” und “Vergesellschaftung” nicht ausschließlich die Familie ist bzw. sein kann. In einem besonderen Ausmaß gilt dies für die Bevölkerungsanteile, die aus einem privaten Haushalt einen Heimübergang vollziehen. Die eigenen vier Wände, der nachbarschaftliche Zusammenhang und anderweitige bestehende Verbindungen etwa in religiösen Gemeinschaften, Sportvereinen oder anderen Orten der Partizipation müssen unter Umständen verlassen werden. Fraglich ist jedoch, ob sich an den neuen Wohnorten unter den spezifischen Bedingungen der Institutionalisierung neue gewählte Bindungen finden lassen, die für die Gestaltung des alltäglichen Lebens eine subjektive Relevanz entwickeln und ähnliche Funktionen erfüllen können.

US-amerikanische Institutionen zeichnen sich hier durch eine besondere Form der Professionalisierung unterstützter Vergemeinschaftung aus. Die Etablierung neuer nachbarschaftlicher, bekanntschaftlicher oder gar freundschaftlicher Beziehungen wird durch Verantwortliche im Bereich “Community Relations” formell begleitet. Die Bedeutung gewählter Beziehung für das allgemeine Wohlbefinden (älterer) Individuen wird unter anderem durch “Friendship Enrichment Programs” gefördert (Cattan et al. 2005; Dupuis-Blanchard et al. 2009; Stevens et al. 2006). Dabei ist nicht nur allein die professionelle Förderung gewählter Beziehungen bemerkenswert, sondern auch, dass die Schaffung solcher Positionen in Institutionen des Alterswohnens die Notwendigkeit von sozialer Integration anhand zufriedenstellender gewählter Beziehungen in den Fokus rückt. Damit liegt die Aufgabe der Institution nicht allein in der Versorgung in Haushalt und Pflege, sondern auch in der Versorgung mit zufriedenstellender Interaktion.

 

Fragestellungen

  • Was verstehen die Personen im institutionalisierten Wohnen unter Gemeinschaft?
  • Wie wird Gemeinschaft in diesen Institutionen etabliert? Welche Muster lassen sich identifizieren? Wie beschreiben die Individuen die subjektive Relevanz dieser lokalen Vergemeinschaftung anhand schwacher Beziehungen? Welche Rolle spielt die Professionalisierung der Vergemeinschaftung?
  • Lassen sich milieuspezifische Unterschiede in der Gestaltung schwacher Beziehungen ausmachen? Sind die anschlussfähig an die aus Literatur und eigenen Voruntersuchungen bekannten Beziehungsgestaltungen außerhalb der Institutionen des Alterns?

City2020+: Engineering Life Quality for the Future (April 2009 bis März 2011)

City2020+: Engineering Life Quality for the Future – The City under Global Demographic and Climate Challenges: an interdisciplinary assessment of impacts, needs, and strategies.

Finanzierung aus den Mitteln der dritten Förderlinie (Zukunftskonzepte) der Exzellenzintiative über das Projekthaus Human Technology Centre (HumTec).

Das Projekt “City2020+” untersucht innerhalb der Stadt Aachen, welche Herausforderungen durch demographischen und klimatischen Wandel für urbane Strukturen entstehen, inwieweit Bevölkerung und städtische Akteure bereits Adaptionsstrategien entwickelt haben und welche Maßnahmen noch ergriffen werden müssen. Im Projekt arbeiten Mediziner, Klimatologen, Kulturgeographen, Gebäudetechniker, Stadtplaner, Historiker und Soziologen zusammen, um einen methodischen Werkzeugkasten zu entwickeln, der auf andere Städte Europas übertragbar ist.

Das Teilprojekt der Soziologie erforscht den Zusammenhang zwischen kleinräumlichen städtischen Strukturen und der Beschaffenheit sowie Nutzung sozialer Netzwerke. So werden Stadtteile erfasst, in denen ein hohes Risiko zur sozialen Isolation besteht.

Mehr Informationen: http://www.humtec.rwth-aachen.de/index.php?article_id=11&clang=0

 

AC-TEC: Gender-related Acceptance, Usability and Ethics in (New) Medical Technologies

Das im Juli 2009 genehmigte interdisziplinäre Forschungsprojekt zielt auf die Etablierung eines interdisziplinären RWTH-Forschungszentrums für “Gender-related Acceptance, Usability and Ethics in New (Medical) Technologies”. Die RWTH Aachen besitzt ein hohes Potential für die Entwicklung von (Medizin-)Technik. Was bisher fehlt, ist die Ergänzung primär technikbezogener Ansätze durch die frühzeitige Analyse und Einschätzung von Anforderungsprofilen mit Bezug auf die Aspekte Gender & Diversity, Akzeptanz, Brauchbarkeit (Usability) und ethische Verantwortbarkeit. Bislang erfolgt die Forschung verstreut, teilweise ohne ein Wissen umeinander und/oder in Abgrenzung zueinander. Es fehlen holistische Ansätze für die Bewertung von (Medizin-)Technik, die verschiedene Betrachtungsebenen berücksichtigen und zusammenführen (z.B. genderbezogene, soziale, [medizin-]ethische, kognitive Größen).

Das Teilprojekt der Soziologie untersucht die subjektive Bewertung von Telemedizin. Hierbei stehen Gender-Aspekte im Vordergrund.

Leitung:

  • Univ.-Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Dr. phil. Dominik Groß (Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin)
  • Univ.-Prof. Dr.phil. Martina Ziefle (Communication Science)

Weitere beteiligte Professuren:

  • Univ.-Prof. Heather Hofmeister, Ph.D. (Lehr- und Forschungsgebiet Soziologie mit dem Schwerpunkt Gender- und Lebenslaufforschung, zugleich Prorektorin für Personal und wissenschaftlichen Nachwuchs)
  • Univ.-Prof. Dr. phil. Eva-Maria Jakobs (Lehr- und Forschungsgebiet Textlinguistik)
  • Univ.-Prof. Dr. med. Rolf Rossaint (Klinikdirektor Anästhesiologie, zugleich Prorektor für Forschung und Struktur)

Für weitere Informationen: http://www.ukaachen.de/content/page/11169594

 

rebequa [Regionale Beratung und Qualfizierung] (2007)

Finanzierung durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF).

Erstellung von Perspektivenkarten auf Grundlage multivariater Analyseverfahren zur Ausbildung von Demographieberatern.

Mehr Informationen: www.rebequa.de